Der innere Kampf mit dem Schweinehund...

Der Kampf gegen den inneren Schweinehund beginnt.

Besiege deinen inneren Schweinehund ©iStock

Eigentlich will ich ja heute so gar nicht. Aber „eigentlich“ ist ja auch wieder so ein Wort, das Gegenteiliges ausdrückt. Ich will also doch, genau. Die Sturmkappe habe ich auf, die Joggingkluft klebt mir eng am Leib. Kalt ist es geworden. Ich will eigentlich doch nicht, brauche jetzt dringend Motivation, denn Sport ist gesund und tut gut. Ab in den Herbstwald jetzt … zack.

Wo sind eigentlich meine Laufsocken? Oh nein, alle in der Wäsche. Hähäää, denkt da der innere Schweinehund, kannst Du wohl doch nicht laufen gehen. Ich ziehe energisch die Brauen zusammen und ignoriere dieses miesefiese Tier in mir. Nehme ich halt normale Socken. Früher gab es solchen Hightech-Kram schließlich auch nicht.

Das Telefon klingelt. Es ist Mutti. Nein, Mutti, eigentlich kann ich jetzt nicht telefonieren, ich bin auf dem Sprung in den Wald. Ja, allein, muss mal den Kopf frei kriegen. Nein, da passiert nichts, Du brauchst Dir keine Sorgen zu machen, ich habe das schon oft gemacht … Mhm … Mutti! Ich habe über zehn Jahre allein in Berlin gelebt. Wenn Du wüsstest, was ich da schon alles … Ja, okay. Wir reden später. Tschühüüüs. Ich lege auf. Nein, heute legt man ja gar nicht mehr so oft auf, man drückt auf den roten Button auf dem Smartphone-Display. So, los geht’s …

Mist, die Schuhe sind noch nicht trocken von der letzten Einheit. Nasse Laufbotten? In mir springt und singt der Schweinehund. Ha! Das kannste vergessen. Stur schnüre ich die Treter, steige ins Auto und fahre zum Wald. Dort angekommen, werfe ich die Fahrertür schwungvoll zu, stecke den Autoschlüssel in die Jackentasche, schalte den mp3-Player an. Elektronische Musik. Beste Voraussetzung für ein paar Ründchen. Ich laufe los.

Die Sonne scheint, es ist trocken. Super Laufwetter. Hundert Meter später stelle ich fest, dass ich die Brille noch auf der Nase habe. Und ich lauf doch lieber ohne … Also irgendwie ist heute der Wurm drin. „Ha! Du kriegst mich nicht!“, sage ich laut zu meinem inneren Schweineköter, als ich mich umdrehe und zurück zum Auto sprinten will. Ein Spaziergänger mit beängstigend großem Hund ist plötzlich hinter mir und schaut mich verwundert an. Dann schüttelt er den Kopf. Mir doch egal, was der jetzt denkt.

Niemand wird mich heute daran hindern, meine Sporteinheit zu meistern – koste es, was es wolle! Am Ende schaffe ich tatsächlich mein Pensum. Auf Umwegen, ja. Und total erschöpft. Aber so stolz auf mich.

geschrieben am 11.11.2015
Artikel teilen auf:
empfehlungen
"));