FROM NINE TO FIVE - WENN DIE LIEBEN KOLLEGEN EINFACH NUR NERVEN

Täglicher Stress im Büro führt zu Frustrationen, verringert die Arbeitsleistung und kann dauerhaft krank machen. Der Grund dafür, sind nicht selten die Kollegen.

Der Arbeitsalltag ist nicht immer leicht mit den Kollegen ©iStock

Die Kollegin Meier umgibt eine fürchterliche Parfüm-Wolke, der neue Praktikant hingegen hat offensichtlich noch nie etwas von Deo und Co. gehört und kratzt sich ständig die Schuppen vom Kopf. Der am Morgen gekaufte, gesunde Joghurt ist plötzlich nicht mehr im Kühlschrank, am Snack-Automaten erntet man missbilligende Blicke beim Kauf einer Tüte Chips und der Kaffee ist auch schon wieder aus. Der Kollege Müller kommt immer rein, wenn man gerade telefoniert und dann versucht er mit lautstarkem Fingerknacken auf sich aufmerksam zu machen. Die Vorgesetzten sind mindestens acht Stunden am Tag in wichtigen Meetings, in denen natürlich auch keine dringenden Mails beantwortet werden können, ohne deren Beantwortung man aber nicht weiterarbeiten kann. Der Computer spinnt rum, die Heizung ist auf volle Pulle und zusammen mit dem Odeur des Praktikanten fühlt man sich wie im Affenhaus eingesperrt.

Solche und ähnliche Beispiele führen dazu, dass der Frustrationspegel irgendwann durch die Decke schlägt und nicht nur die Arbeit, sondern auf Dauer auch die Gesundheit darunter leidet. Viele, wenn nicht 90 Prozent der Probleme, können dabei ganz leicht aus der Welt geschafft werden, wenn man regelmäßig offene Gespräche miteinander führen würde. Im Fall von „Joghurt-Diebstahl“ und ähnlichen Bagatelldelikten, hilft eine allgemeine Büroordnung - die für alle sichtbar angebracht werden muss. Bei Problemen mit dem Computer, Drucker etc. gilt: immer einen guten Draht zur IT pflegen (wie in der Gastronomie mit der Küche). Schwieriger wird es bei persönlicheren Dingen. Jemanden auf ihr oder sein schreckliches Parfüm sowie auf nervige Eigenarten wie das Fingerknacken anzusprechen, ist nicht möglich, ohne der Person vor den Kopf zu schlagen. Außerdem wird sich wahrscheinlich selbst nach einem unangenehmen Gespräch nichts ändern.

Deshalb: Wenn möglich, einfach flüchten oder Zähne zusammenbeißen. Wird der Gestank aufgrund mangelnder Körperpflege irgendwann zur Belastung, muss man die Person aber doch behutsam und unter vier Augen ansprechen. Je nachdem wie gut man sich kennt, kann ein kleiner Präsentkorb mit entsprechenden Kosmetikartikeln die Situation etwas leichter machen. Wichtig ist nur, die oder den anderen nicht bloßzustellen - das kippt bis hin zu Mobbing!

Bei allen Schwierigkeiten, die nun mal entstehen, wenn Menschen täglich so viel Zeit miteinander verbringen, sollte man auch immer zuerst einen Moment innehalten und sich fragen: Bin ich nicht heute schon mit schlechter Laune zur Arbeit gekommen, weil ich zu wenig geschlafen habe, der Verkehr der Horror war oder weil ich gerade so viel um die Ohren habe, dass ich es nach Feierabend nicht mal zum Sport schaffe? Wenn das der Fall ist, läuft man Gefahr in Dauer-Genervtheit zu verfallen und man beginnt sich über alles und jeden aufzuregen: Wie kann der Kollege Müller nur mit dieser grotesken Mickey-Mouse Krawatte rumlaufen? Muss Frau Meier immer gefühlte drei Stunden den Kühlschrank auflassen, weil sie sich nicht zwischen Apfel- und Orangensaft entscheiden kann? Muss ich Glückwunschkarten für meinen Chef verschicken, obwohl das natürlich nicht zu meinem Job gehört? Durchatmen, reflektieren, kleine Pause machen - und schon sieht die Welt wieder ganz anders aus.

Und Hey! Es ist Freitag! Das Wochenende lacht und hat man das erstmal verinnerlicht, scheinen die Probleme und Problemchen des Arbeitsalltags plötzlich nicht mehr so gewichtig.

©iStock
geschrieben am 20.11.2015
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