Sieg? Kachelmann, Bild und die Pressefreiheit

Kachelmann gewinnt die erste Runde. Die Bild ist zu 635.000 Euro Geldstrafe verurteilt worden.

Jörg Kachelmann und seine Anwälte beim Prozess 2011 ©Gettyimages

Kachelmann gewinnt die erste Runde. Die Bild ist zu 635.000 Euro Geldstrafe verurteilt worden. "Sein Ruf wurde durch "Bild" & Co. vollständig ruiniert. Dieses Urteil ist die Quittung. Es wird hoffentlich abschreckende Wirkung auf den Boulevard haben" sagte sein Anwalt Ralf Höcker.

Zur Erinnerung: Kachelmann war 2010 von seiner Ex-Freundin der Vergewaltigung bezichtigt, festgenommen und 2011 dann freigesprochen worden.

Viele deutsche Boulevardblätter, allen voran die BILD, hatten den Moderator damals fröhlich vorverurteilt und jedes erreichbare Detail seines Privatlebens genauestens betrachtet, seziert und schließlich öffentlich ausgeschlachtet. Analog zu der utilitaristischen Idee, dass Zwecke im Nachhinein die für ihr Erreichen als notwendig erachteten Mittel heiligen können, hat die deutsche Boulevardpresse sich halt (un-)redlich darum bemüht, die Auflage zu steigern. Wer kann's ihnen übelnehmen?

Nun, Kachelmann kann das. Und er tut's. Die BILD ist nur der Anfang. Sicher, Springer wird -wie schon vor dem Urteil angekündigt- Berufung beim Oberlandesgericht Köln einlegen. Das scheint aber eher Teil der Schadensbegrenzung zu sein. Die Akzeptanz der rekordverdächtigen Geldstrafe wäre einem Schuldeingeständnis gleichgekommen.

Mit den Burda-Medien FOCUS und BUNTE gab es im Mai dieses Jahres eine außergerichtliche Einigung. Wie die Reaktionen der Süddeutschen, der FAZ oder der Frankfurter Rundschau sein werden, die ebenfalls mit einstweiligen Verfügungen überzogen wurden, bleibt abzuwarten.

geschrieben am 30.09.2015
Artikel teilen auf:
empfehlungen
"));