Kommunikation im Beruf: So bekommst du, was dir zusteht

Im Berufsalltag kommunizieren Männer und Frauen völlig anders. Kein Wunder, dass wir uns daher schnell missverstanden fühlen und am Ende unzufrieden sind.

Um als Frau von den Männern in der Geschäftswelt ernst genommen zu werden, muss man versuchen, ihre Sprache zu sprechen. ©iStock

Männer und Frauen verstehen sich einfach nicht. Das ist kein neues Phänomen, sondern mindestens genauso alt, wie die Menschheit selbst. Frauen werden von Anfang an zu Höflichkeit und Zurückhaltung erzogen. Sie sollen bescheidene Damen werden, die mit Intelligenz und freundlichem Bitten, ihre Ziele erreichen. Männer dagegen lernen früh, was es heißt, sich im Leben durchzusetzen und dass man das nur erreicht, wenn man die Dinge beim Namen nennt. Daher wirken unsere Artgenossen manchmal etwas rüpelhaft und herrisch, dennoch erreichen sie damit ihre Ziele. Klingt vielleicht etwas altmodisch, ist aber so.

Nicht nur im Alltag kommt es deswegen oft zu Unklarheiten, Streit und Frust. Auch in der Berufswelt stehen Missverständnisse an der Tagesordnung. Männer dominieren noch immer die Führungsetagen und Frauen haben es schwer sich gegen sie zu behaupten. Beziehungsweise werden sie häufig nicht ernst genommen und ihnen wird nur schwer Verantwortung zugetraut.

It's a man woman thing

Dabei ist das eigentliche Problem denkbar einfach. Frauen und Männer kommunizieren völlig unterschiedlich. Frauen bewegen sich immer auf einer horizontalen Linie, das bedeutet, sie stellen sich und ihr gegenüber auf eine gemeinsame Ebene.

„Du möchtest etwas von mir und ich möchte etwas von dir. Lass uns zusammen einen Weg zum Ziel finden.“

Männer dagegen kommunizieren auf einer vertikalen Ebene. Sie prüfen erst einmal die Ranghöhe ihres Gegenübers, indem sie ihn herausfordern und schauen wie er oder sie reagiert.

„Ich möchte wissen, wie hoch du gestellt bist. Erst wenn wir diese Frage geklärt haben, können wir Geschäfte machen.“

Während der Recherche für diesen Artikel bin ich auf ein interessantes Beispiel gestoßen, das die Problematik bestens veranschaulicht:

Stelle dir eine Geschäftsfrau vor, die einen potenziellen Vertragspartner empfängt. Zur Begrüßung reicht er ihr nicht nur die Hand, sondern außerdem ein Fachbuch zum Thema Unternehmensführung, in dem sie eigentlich keine Nachhilfe benötigt. Als sie sich dennoch freundlich bedanken möchte, fügt der Mann hinzu, dass sie dieses Buch ja lesen könne, wenn sie mit „Fifty Shades of Grey“ fertig ist.

„Der hat Nerven“ könnte man sagen, aber eigentlich hat er für seine Art der Kommunikation ganz natürlich gehandelt. Er möchte die Geschäftsfrau herausfordern und sehen, ob sie ihren Rang auch verteidigen kann. Was ist also die beste Antwort? Ein freundliches Lächeln und ein bestimmender Tonfall: „Ich bin hier die oberste Geschäftsführerin, setzen wir uns doch.“ Mehr wollte er damit gar nicht wissen und du hast dir Respekt verschafft.

Frauen sind zu höflich

„Wir müssten mal wieder ein Meeting einberufen.“ Du wunderst dich, warum bei diesem Satz nur weibliche Kollegen ihre Kalender zücken, während die Männer nur stumm nicken? Das liegt ganz einfach daran, dass Frauen alles als Höflichkeit als eine Aufforderung empfinden und diese Aufgabe so schnell wie möglich erledigen möchten. Männer haben die Aussage eben nur als Aussage verstanden und wundern sich wahrscheinlich auch noch über das aufgeregte Gewusel der Damen um sie herum. Sie brauchen klare und deutliche Anweisungen. Besser man sagt: „Wir haben morgen um 15 Uhr ein Meeting.“

Frauen drücken sich nicht nur gerne indirekt aus, sie nutzen liebend gern den Konjunktiv. Man möchte seinem Gegenüber ja auch nichts aufzwingen und ihn zu etwas drängen. Man möchte es nur einmal gerne gesagt haben und würde sich freuen, wenn die oder der Andere es genauso sähe. Leider kommt man auf diesem Wege nicht zum Ziel. Wenn eine Frau beginnt, etwas zu erklären, werden Männer schnell ungeduldig. Sie sind sach- und lösungsorientiert. Sie warten auf das Problem und suchen Lösungen dafür. Mehr interessiert sie nicht.

Frauen sind beziehungsorientiert. Sie teilen sich gerne mit und erklären darüber hinaus wie das Problem ursprünglich zustande kam und wie es ihnen damit geht. Sie sind auf ein angenehmes, freundliches und vor allem friedliches Arbeitsklima bemüht. Männer verstehen das meist nicht.

Ein Rauschen im Ohr

Darüber hinaus kommen Frauen in großen Männerrunden meist nie zu Wort, weil sie anstandshalber zuhören und andere ausreden lassen. Männer sind hierarchisch erzogen und deswegen ist es völlig legitim, andere zu unterbrechen. Während sie außerdem in der Regel die ganze Runde ansprechen, sind Männer in dieser Hinsicht schlauer. Sie suchen den Ranghöchsten und sprechen dieses direkt an. Dadurch verschaffen sie sich Gehör. Spricht eine Angestellte (oder auch ein Angestellter) in einem Meeting zu einer Runde, der auch der Chef beiwohnt, wird das Gesagte nur ein Rauschen im Ohr des Chefs sein. Es sei denn, derjenige traut sich und spricht direkt zum Chef.

Fazit also: Frauen müssen sich öfter trauen, andere zu unterbrechen und im richtigen Moment die richtigen Personen anzusprechen. Dennoch können Männer viel von den Frauen lernen. Manchmal ist es angemessener zuzuhören und sich zurückzuhalten. Davon können sich einige Manager eine Scheibe abschneiden.

Sei also selbstbewusst, sprich aus, was du verlangst und vermeide Umschreibungen. Formuliere deine Ansprüche und traue dich auch einmal, dir von den Männern etwas abzuschauen. Sie werden dich ganz anders wahrnehmen, versprochen!
geschrieben am 22.04.2016
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